Thujas Rezensionen

GRAHAM DAY & THE GAOLERS - Soundtrack To The Daily Grind (Damaged Goods)

Das hier ist vom ersten Ton an total straighter, begeisternder Garage-Psychedelic Rock, der ein wenig an manche Kollegen aus den britischen 60er Jahren erinnert. Aber das ist nicht schlimm, sondern eher ein angenehmer Ankerpunkt in diesem atemberaubend melodisch-aggressiven Strudel, den der Multiinstrumentalist Graham Day hier mit seinen beiden amerikanischen Mitmusikern Dan Elektro und Buzz Hagstrom losreißt. Days eingängige Melodien und Hooklines agieren in einem großen Raum aus einer treibenden Band mit ganz großer Rockorgel. Ahhhh, das macht Spaß - tanzen, mitsingen und abheben - grandios!
thuja

Dupobs - Le Sex L‘Ove (www.dupobs.ca)

Englisch-französisches, dadaistisch angehauchtes Sprachgewirr tobender Jungs. Dazu eine entfesselte Posaune, eine Gitarre sowie diverse Geräuscherzeuger, auch perkussiver Natur. Die Klangqualität hat die Anmutung eines Bühnenmitschnitts. Exessiv ist das, jaha! Nun ja, wer sowas mag, für lau jau wie der Westfale sagt - Le Sex L‘Ove kann man nämlich umsonst von der Seite der dupobs herunterladen.
thuja

DAEMONIA NYMPHE - Krataia Asterope
(The fairy-world label / prikosnovenie.com)

Ein Treffen mit Hekate, Zeus, Mnemosyne und den göttlichen Dämonen. In bester „Mittelalter-Folk“- Manier mit gelegentlichen Rockeinschlägen wechseln sich männliche wie weibliche Stimmen ab. Altgriechische Instrumente untermalen neben zeitgenössischem Instrumentarium die mystischen, an der griechischen Antike orientierten Lyrics. Daemonia Nymphe aus Griechenland haben auch ihr Bühnenoutfit ihrer musikalischen Message angepasst. Das ganze kommt schwer und gelegentlich auch düster in einem weiten Hallraum daher und zielt stilistisch ganz eindeutig auf die LARP-, Mittelalter- und ein bestimmtes Segment der Metallerfraktion ab. Daemonia Nymphe beherrschen ihr Handwerk und lassen den genretypischen Kitsch zum Glück weitestgehend aussen vor. Dennoch tue ich mich immer etwas schwer mit diesen Rekonstruktivisten-Bewegungen. Mir ist das Anliegen und die Szene einfach zu verklärt-romantisch und dieses „früher war alles besser als die Menschen noch naturverbunden und unbeschwert mit den Göttern blablabla...“ ist irgendwie nicht mein Ding. Aber Freunde dieses Genres kommen bei Daemonia Nymphe voll auf ihre Kosten, soviel ist sicher.
thuja

DRIVE - Sympathy Is A Phase (Ton/Arachnophobia)

Eine 3-4 Mann starke Newmetal-Rock'n Roll Band. Ein Doppelrelease mit einer Audio-CD und einer DVD. Jaaaa - auch das hier rockt ordentlich. Woher kommt in diesem Rezi-Schwung eigentlich der ganze Rocker-Kram her? *kleine Anfrage an die Chefredaktion* Schnell ist es, hart, laut aber auch melodisch. Ja! Die Jungs beherrschen ihr Handwerk. Auf der DVD sind u.A. Proberaumaufnahmen zu sehen - also ehrlich - verschwitzte Jungs zwischen ollen Teppichen an Wand, Decke und Boden (so ist das eben in Jungs-Band-Probenräumen) muss ich mir nicht angucken, ne. Da kommt von der Audio CD alleine schon genug Stimmung und feeling über. Neben den Aufnahmen aus dem Probenraum gibt es noch ein flott geschnittenes Video. Aber auch da - irgendwie zu viel Dreitagebart und Achselhärchen, so schön seit ihr nicht, Freunde. Da hilft auch das rotgeschminkte Mündchen des Gitarristen nicht weiter. Außerdem käm es überzeugender, wenn ihr die fetten Marshall-Amps mit der Stromgitarre und dem Bass verkabeln tätet... Gut - betrachten wir die DVD als Dreingabe und erfreuen uns an sauberem, ehrlichen, handgemachten Rock. Amtlich! www.drivemusic.ch
thuja

andrew duke - take nothing for granted (acid fake)

Andrew Duke erzählt Geschichten, deren Versatzstücke wie aus alten Vinyls zusammengesampelt, manipuliert durch verschiedene Klangprozessoren und zu neuen Gebilden zusammengeschraubt sind. Knacksend, geräuschhaft, britzelnd läßt er eigentliche Störgeräusche zu beats und musikalischen Strukturen werden.
Dieser sound ist groovig, nicht überfrachtet und angenehm dreckig - große Klasse!
http://www.acidfake.tk

thuja

der schwimmer - perfect sunday (Eigenverlag / Trost)

Das Projekt ist benannt nach dem gleichnamigen Film aus den 60er Jahren.
Zu hören sind Songs mit englischem Gesang im rauchigen Outlaw-Style mit erträglichem österreichischem Akzent.
Die Arrangements sind verspielt und witzig. Örgelchen, Fiep- und Plinkerklänge, Gitarren und lustige altersschwache Drumcomputer begleiten den post-postmodernen Alleinunterhalter Klaus Tschabitzer aus Wien. Der Gesang des Schwimmers klingt leider wie ein etwas müder Urban-Country-Caffeehaus-Sänger irgendwo zwischen Jonny Cash und Tom Waits. Vielleicht ist es dieses bewußte schaffen wollen von "Kleinoden", die Scheu vor Größe, die hier partiell in Belanglosigkeit abdriftet.
Ein wenig Dynamik im Gesang täte gut!
Insgesammt ist die CD eigentlich ganz groovy und nett und gewinnt mit dem Hören.
Die hübsche Website des Schimmers sollte man sich auf keinen Falls entgehen lassen - dort gibt es auch ein paar Demo-Tracks.
http://www.t0.or.at/~der_schwimmer/
http:/www.trost.at

thuja

http://www.droplift.org/

Das hier ist ein wirklich interessantes Projekt: hier kann man sich eine Compilation mit dazugehörigem Artwork für umsonst herunterladen, möchte die Tracks bitte als Audio-CD brennen (so oft man kann oder möchte), das Artwork ausdrucken, alles hübsch in jewel-cases verpacken und ab damit in den nächsten Plattenladen.
Dort plaziere man dieses Produkt unter "D" in dem entsprechenden Fach inmitten der regulär verkäuflichen CDs.
Und dann? Was soll das? Alles weitere unter droplift.org!

thuja

Der Plan - die letzte Rache (soundtrack) / ata tak

Dies ist ein Re-release von dem soundtrack von "Der Plan" für den Film "Die letzte Rache", welcher der Regisseur Rainer Kirberg nach "damals in der Düsseldorfer Szene kursierenden Ideen" für das "kleine Fernsehspiel" (ZDF) 1982 produzierte. Der Film sollte mit künstlichen, gemalten Kulissen eine stilistische Anknüpfung an die filmischen Werke des frühen deutschen Expressionismus sein. Die Handlung scheint laut booklet irgendeine Art Calighari-Golem-Metropolis Gebräu zu sein: Weltkenner gegen Herrscher.
Egal, hier ist der soundtrack von Interesse. Dieser erschien bereits 1984 auf dem Düsseldorfer Label Ata Tak. Darüber hinaus gibt es noch sechs Bonustracks aus dem Film "Grottenolm" (sic!).
Die ersten 40 Sekunden der Platte sind wirklich schön!
Doch dann kommt ein Rattenschwanz an 30 absolut unsexy Stücken: Vielfältige Instrumentierung - unter anderem der legendäre Sampler "Emulator 1", ein DX7 unter vollem Preseteinsatz und das in den 80ern unvermeidliche Saxophon. Dazu verschiedene menschliche Stimmen. Hört sich an, wie in 4-Spurtechnik aufgenommen - aber da hat schon Helmut Zacharias in den 50er Jahren bessere Aufnahmen gemacht.
Die Musik ist hölzern, nichts swingt sondern marschiert fußkrank vor sich her. Und irgendwie wirkt alles wie anderswo schon einmal in besser gehört.
Der bekannte Sakropop- und 80er Jahre Experte F.A. Leyendecker konnte auch tatsächlich nachweisen, daß "Der Plan" bei Vadder Abraham und seinen Schlümpfen, bei der DAF, beim soundtrack der Fraggles und bei Edo Zanki geklaut hat. Das Motto der Plagiierenden schien dann auch "besser schlecht als wenig" gewesen zu sein.
F.A. Leyendecker: "Weite Passagen klingen wie die übelsten Szenen aus der "Rocky Horror Picture Show" gekreuzt mit Fräulein Menke".
Die einzigen Schnipsel aus dem Ganzen, die irgendwie interessant sind, sind verspulte Versuche mit dem damals völlig neuartigen Sampler.
Alles in Allem aber selbst für Halbglatze-mit-Zöpfchen-Träger eine völlig überflüssige Neuauflage. Oh Düsseldorf, Du hast an Senilität im Laufe der Jahre nichts eingebüßt!

Thuja

Dachte Musik /(Grob)

Der erste Blick auf dieses Album erzeugte doch leichte Irritationen - intelligent-tranciges Cover und eine für ein derartiges Artwork ungewöhnliche Instrumentenliste: Vierteltontrompete, Posaune, Kontragitarre, Psalterium und Banjo. Sollten hier die Söhne angegrautester Freejazzer etwa ihren Vätern einen zweiten Frühling designt haben? Mitnichten!
Hier wird deutlich, daß gute Geräuschmusik nicht aus Samplern kommen muß!
"Dachte Musik" besteht aus zwei jeweils über einstündigen Kompositionen von Franz Hautzinger (Trompete) und Radu Malfatti (Posaune), in denen das Ensemble sehr geräuschhaft werkelt und arbeitet. Niemals aufdringlich laut oder unangemessen expressiv wird eine anregend-geschäftige Raummusik zum damit leben erzeugt. Die Töne fügen sich in das heimische Ambiente ein wie liebenswerte Hausgenossen - erfrischend und anregend!

Thuja

deep-dive-corp. - blackmail recordings (Jubilee Records)

Das aufwäendig aber gestalterisch überproduzierte artwork von cover und booklet will aussehen wie ewig und drei Tage in der Hosentasche eng an irgendeinem speckigen Jeanshintern getragen.
Und dann dieser 1993 Raver-Font plus Prägelogo - eine Ästhetik, die sich mir nicht erschließen will. Trotzdem - rein mit dem Teil in den Player: der sound - angenehme Überraschung!
Sauber produzierter Dance bis ChillOut, manchmal tribal manchmal funkrockig - tiefe Räume aus Elektronik, Stimmen und allerlei Bässen. Kommt mit auf die nächste Party.

Thuja