Thujas Rezensionen

Curt Boettcher: California Passion Fruit / Poptones

Dies ist eine - ja, ähm, ich weiß auch nicht Platte. Stil: Easy listening, späte Mittsiebziger. Ähnliche Zeit wie der "reife" James Last: hochgepitchte Stimmen, harmonische Rückungen, Band- und nicht mehr Bigband-orientierte, orchestrale Arrangements wie von Frank Farian, fetter Gesamtsound - aufwendig aber damals schon trashig. Eine Neuauflage einer Partykellerplatte mit gecoverten Stücken, die damals schon Klassiker waren wie "Jamaica Farewell", "I Can Hear Music", "Happy In Hollywood" usw.? Und wer ist Curt Boettcher? Ein Verwandter von Martin Böttcher, den Schöpfer der Winnetou-Musik und anderen Perlen?
Ein Anruf bei dem EasyListening-Fachmann meines Vertrauens bringt noch mehr Vermutungen ins Spiel - die dann durch die poptones-website nur noch untermauert werden. Die Easy-Listening Welle, die Mitte Neunziger ja auch nach Deutschland schwappte, hatte derzeit Groß Britannien nicht nur schon längst geflutet - sie schwappt bis heute recht populär durch manchen britischen Club. Es gibt dort einen recht großen output an Easy Listening remakes, die mit entsprechendem Coverartwork und Pseudonymen völlig der Retro-Welle huldigen und kaum mit Neuentwicklungen aufwarten. Dies hier könnte so ein Artefakt sein.
Also, wers braucht, dem sei diese Platte ans Herz gelegt - alles klingt so wie es muß, bitte mitklatschen. Alle anderen sind mit dem Originalsound aus Onkel Herberts Flohmarktkiste preiswerter und besser bedient.

Thuja

Battery Operated - chases through non-places (Mixer)

Ist das hier Musik von Maschinen, die uns nicht mehr brauchen oder gar akustische Archäologie? Es klingt, als ob extraterrerstische Lebensformen die Klänge, die in den Wänden menschlicher Gebäude gespeichert sind, heraussaugen und sie durch ihren Organismus gefiltert wiedergeben. Tatsächlich sind die wahren Ursprungsquellen dieser wunderbaren Musik von Battery Operated aus Frankreich Aufnahmen aus modernen Gebäuden von spezifisch monotoner und somit häufig auch bedrückender Architektur - den von dem Architekten Marc Auge so bezeichneten "Non-places". Ein Mix aus modulierten Samples, verschmolzenen Umweltgeräuschen, gefilterten Sinusorgeln und wehmütigen Harmonikas. Ferne Stimmen, Rhytmen wie Gewehrsalven, schwebende Fragezeichen erzeugen eine fließende akustische Textur, die schräg und quer direkt ins Herz Einzug hält und dort bei mir auf ewig ihren Platz haben wird.
http://radiantslab.com/stichting_mixer/discography.html

Thuja

B