Thujas Rezensionen

Artemiy Artemiev & Karda Estra - "Equilibrium" (electroshock records)
http://www.electroshock.ru

Düstere Soundscapes aus akustischen Nebelschwaden, geheimnisvolle Geräusche - Artemiy Artemiev und Karda Estra sind durchaus in der Lage, schöne Stimmungen zu erzeugen. Doch leider sind die Tracks einfach zu lang und das musikalische Geschehen im Vordergrund ist zu viel, zu aufdringlich, zu kitschig, zu zu zu....
Seufzende Chöre, geisternde Panflöten und am Wegesrand ausgesetzte Gitarren versetzen den Zuhörer in ein längst ausgeglühtes Fegefeuer mit Georges Zamfir, Johnny Cash, Klaus Doldinger und den fliegenden Holländerinnen. Wenn dann auch noch ein autistisches Sopransaxophon durch weite japanische Hallräume im 19 Zoll-Format taumelt, ist es einfach des guten und des schlechten zu viel.
Weniger ist mehr, dieser völlig abgedroschene Spruch hat es wohl noch nicht bis Moskau geschafft - daher sortieren wir dieses sehr geschmackvoll gestaltete Release unter "Düster-Trash" ein und da bleibt es bis zum jüngsten Gericht.

thuja

] arthuur [..] vogelwürger [ "--primus--" (www.arthuur.de)

Der Autor dieses Kleinods war mir bisher nur als Freund von libanesischem Batata Harra bekannt. Er spricht häufig über Musik, urteilt und verurteilt voller Vehemenz und Leidenschaft. Fast hätte ich ihm schon ein "machet doch besser" um die Ohren gehauen, da kommt er ganz unauffällig mit dieser schön gestalteten Mini-CDR um die Ecke. Loopbasierte Klickrhytmen, geschredderte Stimmen, geräuschhafter Mikrofunk jenseits von ausgetretenen "Clicks & Cuts"- Pfaden. Sehr kunstvoll, sehr luftig, sehr freundlich. Darfst weiter meckern, arthuur, du machset besser.

Thuja

http://www.artspace.org.au/autonomousAudio

Autonomous Audio ist ein australisches Projekt, in dem Klänge von komplexen autonomen Systemen präsentiert werden. Quellen der klangerzeugenden Algorhytmen können Sonnenflecken, logische Formeln, Wachstumsmuster von Bakterien, Pilzen, Büschen und und und sein.
Es gibt etliche weiterführende links, die die hier fließenden Übergangänge von den eher subkulturellen Gefilden der experimentellen Elektronikszene zu akademischer Computermusik bzw. reiner Wissenschaftlichkeit vertiefend darstellen. Jedes System wird darüberhinaus durch viele sehr schöne mp3-Tracks auch für Nicht-Wissenschaftler erfassbar.

Thuja

Alejandra and Aeron
Folklore Volume One "La Rioja" ; Haunted Folklore One "Ruinas Encantadas"
Lucky Kitchen http://luckykitchen.com

"La Rijoja" ist eine fieldrecording-Sammlung aus den drei Jahren, die Alejandra und Aeron von Lucky Kitchen in der nordspanischen Provinz Rioja gelebt haben.
Die Compilation erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit im wissenschaftlichen Sinne sondern will eher ein Audiosizzenbuch sein, welches eine vom internationalen mainstream bedrohte Musiktradition portraitieren möchte.
Aufnahmen von Straßenfesten, Hochzeiten, Messen, Frauen in der Küche, Weihnachtsliedern...leben weniger von einer professionellen Anmutung als von unglaublich intensiv beim Hören verspürbarer Wärme und Geborgenheit.
Man fühlt sich trotz mancher Holprigkeiten von der Atmosphäre dieser Aufnahmen in die Arme genommen. Wunderschön!
Die CD "Ruinas Encantadas" mit experimental - elektronischen Tracks von Alejandra und Aeron entstand nach den fieldrecordings von "La Rioja".
Hier wurden die gewonnenen Impressionen zu geheimnisvoll klingenden Tracks auf hohem Abstraktionsniveau verarbeitet.
Beide kaufen!

Thuja

arm - CD-R

arm sind eine recht junge experimental-band aus Norwegen, die im vergangenen März ihre erste Tour durch Europa hatte.
Die drei Künstler kommen aus Oslo und produzieren mit Power-Macs und allerlei Gerät fantastische soundscapes zwischen Avantgarde, Science-Fiction und musique concrete.
Ihre CD-R bietet dem Hörer gute 43 Minuten eine Reise durch reich belebte akustische Gegenden von sinnlich eindringlicher Plastizität. Trotz des hohen Abstraktionsgrades kann man das Gehörte regelrecht sehen, riechen und fühlen.
Ich wünsche arm und der Welt Veröffentlichungen ohne Ende, dieser Sound macht süchtig!


Thuja

Appliance - "Imperial Metric" Mute

Ein Sänger, Gitarren und das zeitgemäße Homestudio: Appliance kreieren auf "Imperial Metric" den white space blues 2001.
Das Album schwankt leider ein wenig zwischen Abwechslungsreichtum und Unentschiedenheit. Etwas weniger Technoelectro in den tracks dafür einen Schuß Neil Young in der Stimme und es wäre perfekt, Freunde.

Thuja

A